Familie in Paulesti
Das Grundstück auf dem die Familie lebt gehört einer anderen Familie. Der Sohn möchte sich nächstes Jahr ein eigenes Haus bauen. Die Familie lebt gratis dort und muss bald woanders eine Bleibe finden.
Zuerst die guten Nachrichten, der Vater ist wieder gesund, Fussprobleme, Kopfweh und die Geschwulst im Brustbereich sind verheilt. Die Jungs sind auch alle wieder putzmunter. Zwei Ziegen, zwei Ferkel und eine Kuh stehen im Stall. Nun zur Schattenseite, der Vater trinkt und hat keine Arbeit. Ich werde den Verdacht nicht los, dass er mehr aus seiner Situation machen könnte. Eigentlich wollten wir der Familie ein Haus im Wert von ca. 5’000 Euro kaufen um sicherzustellen, dass sich die Gemeinde um die drei Jungs kümmern muss. Wir beschliessen ein günstigeres Haus für 2’500 Euro zu kaufen, so ist sichergestellt, dass der Vater noch viel auszubessern hat. Ich habe den Kauf an die Bedingung geknüpft, dass er sofort mit trinken aufhört ansonsten steht «er» im nächsten Sommer auf der Strasse.
Die Risse im Haus sind grösser geworden, eine Reparatur würde nichts bringen, wir müssen dringend eine eigene Bleibe für die Familie suchen. Nur so ist sichergestellt, dass sich die Gemeinde für die Kinder verantwortlich fühlt.
Wir übergeben Kleider, etwas Süssigkeiten für die Kinder, Papierfotos vom letzten Besuch und Schuhe.
Ein Lehrstück in Moldawischer Kultur.
Nun besuchen wir zwei von Galinas vielen Tanten. Bei der ersten sind wir zum Essen eingeladen. Ich mache den Fehler bereits um vier Uhr nachmittags herzhaft zuzulangen, es schmeckt einfach viel zu gut. Es wird viel gelacht und ein Gläschen Wein darf nicht fehlen. Anschliessend helfen wir bei der Weinlese.
Die zweite Tante freut sich ebenfalls sehr über unseren Besuch und tischt sofort ein grosses Festessen auf, mir dämmert langsam, dass mein Magen heute einer grösseren Belastungsprobe ausgesetzt wird… noch Wein? Ein Schnäpschen vielleicht? Klar logisch ich will ja nicht unhöflich sein. Meine langsame Art ein Glas Wein zu trinken wird von unserem Gastgeber sofort bemerkt, er macht mich per Handzeichen darauf aufmerksam, dass Wein in einem Schluck auf ex geleert wird. Gefüllte Gläser müssen immer getrunken werden, der Trick ist das einschenken zu verhindern.
Nachdem die ganze Gruppe schon etwas angeheitert ist, erfahre ich, dass wir heute Abend bei einem Freund der Familie eingeladen sind. Lillian fährt Galina und mich etwa zwei Stunden nach Süden, es geht vorbei an Chişinău und Hincesti, dann verliere ich die Orientierung. Ich erfahre nur, dass wir an der ukrainischen Grenze sind. Bei Lilians Familie angekommen, werden wir sofort auf das Beste bewirtet, schon zwei Abendessen gehabt? Macht nix Ihr seid bestimmt hungrig von der vielen Fahrerei.
Nach der üblichen Verbrüderung mit viel Rotwein und Whisky falle ich erschöpft ins Bett.