Heute stand ein besonderes Erlebnis auf unserem Programm – wir lernten den frisch gewählten Bürgermeister des Dorfes kennen, einen äusserst sympathischen jungen Mann, der erst seit fünf Monaten im Amt ist. Anschliessend machten wir uns auf zu einem etwas touristischeren Tagesprogramm und besuchten mit unserer Gastfamilie vier Klöster: Frumoasa, Harjauca, Harbovat und Raciula.
Nach einem ausgedehnten Mittagessen besuchten wir eine weitere Familie, die für uns eine besondere Bedeutung hat. Sie war unser erstes Hilfsprojekt und hat uns geholfen, SOSNachbar zu dem echten Hilfswerk zu machen, das es heute ist. Als die Eltern obdachlos waren und dringend auf Hilfe angewiesen waren, taten uns ihre drei kleinen Söhne leid. Wir fanden zunächst kurzfristig Unterkunft in einem alten Haus und konnten dann ein altes, etwas mitgenommenes Bauernhaus mit etwas Land kaufen. Heute hat sich vieles verändert. Das Haus ist für moldawische Verhältnisse in einem guten Zustand, es gibt Tiere auf dem Hof, und der Vater konnte sogar einen alten Traktor kaufen. Mittlerweile sind zwei Töchter hinzugekommen. Es erfüllt uns mit Freude zu sehen, wie weit diese Familie gekommen ist, und wir sind zuversichtlich, dass sie nun auf eigenen Beinen stehen kann. Solche Momente geben uns die Kraft, weiterzumachen und den Glauben daran zu behalten, dass wir noch viele Schicksale positiv beeinflussen können.
Anschließend fuhren wir nach Chisinau und bezogen die leere Wohnung einer befreundeten Familie, die wir für zwei Tage nutzen durften. Solche Kontakte sind Gold wert, da es auf dem Land in Moldawien kaum Hotels gibt. Überall finden wir Menschen, die uns gerne aufnehmen und bewirten. Ohne die traditionelle Gastfreundschaft wäre unsere Arbeit viel schwieriger, da wir ständig nach Essen und Unterkunft suchen müssten. So können wir unsere Zeit in Familienbesuchen investieren.
Wir genossen einen schönen Abendspaziergang im Zentrum von Chisinau, bewunderten die vielen Lichter und kehrten in ein Restaurant ein. Bei einem Bier sprachen wir darüber, wie sich die Hauptstadt in den letzten Jahren positiv verändert hat. Viele Straßen wurden neu geteert, es gibt Cafeterias mit gutem Espresso, und die neu entstandenen Läden verschönern das Stadtbild erheblich. Auch das Opernhaus und das Theater wurden renoviert und tragen zur Schönheit des Zentrums bei. Wir hatten Glück, dass viele Tulpen neben der Kathedrale gepflanzt wurden, und der ganze Platz erstrahlte in den buntesten Farben der Blumen. Chisinau entwickelt sich zu einer schönen und pulsierenden Metropole. Auch die Nebenstrassen sind jetzt dran neu geteert zu werden. Wir freuen uns sehr über die vielen Baustellen. Früher gab es gar keine Baustellen, dafür überall Schlaglöcher.
Euer Vorstand